Philips Hue: Die Vorteile und Nachteile des Systems im Smart Home

Mit "Hue" hat Philips offenbar einen Nerv getroffen - und zwar bei Smart Home-begeisterten und allen, die gerne bunte Lampen über Smartphones steuern (den Satz gibt es schon irgendwo, oder?). Obwohl unter Profis proprietäre Systeme nicht zu den empfehlenswertesten Lösungen gehören, konnte sich das Lampensystem des niederländischen Herstellers international etablieren und findet auch in vielen intelligenten Gebäuden Verwendung. Aus diesem Grund lohnt sich ein näherer Blick auf dessen Vor- und Nachteile in einem modernen Zuhause.

Was gibt es alles?

Zunächst eine kurze Einführung in das Produktportfolio: Hierzu gehört inzwischen eine recht breite Auswahl an Produkten, aufgeteilt in mehrere Katogerien:

  • Paketinhalt (Einzelprodukt, Starterkit)
  • Farbspektrum (White, Tunable White, Color)
  • Produktform (Retrofit, LED-Strip, etc.)
  • Zubehör (Bridge, Dimmer, Motion Sensor)

Für Einsteiger hört sich das nicht gerade übersichtlich an, doch für die meisten Anwendungsfälle kommen prinzipiell nur die Retrofit-Lampen und LED-Strips zum Einsatz. Erstere gibt es in verschiedenen Fassungen wie dem gängigen E27-Format, aber auch in GU10- und E14-Form. Die sogenannten Lightstrips hingegen sind Lichtbänder, die an die Steckdose angeschlossen werden und bunt leuchten können. Sie sind zwei Meter lang, können aber mithilfe von optionalen 1-Meter-Stücken auf bis zu 10 Meter verlängert werden.

Schnäppchen muss man finden

Sie alle haben aber eines gemeinsam: Sie sind nicht gerade ein Schnäppchen und können je nach gewünschter Farbe bis zu 50 Euro pro Stück kosten, womit wir schon beim ersten Nachteil wären. Die reinweißen Modelle sind dabei am günstigsten, danach folgen die Modelle mit einstellbarer Farbtemperatur (Warmweiß bis Kaltweiß) und am teuersten sind schließlich die Color-Modelle, welche komplett bunt aufleuchten können. Die LED-Stripes gibt es nur als Color-Version, sie kosten rund 70 Euro. Das 1m-Erweiterungsband schlägt indes mit etwa 20 Euro pro Stück zu Buche.

Auch beliebt: Ein klassisches Starter Set für ca. 150 Euro, im Bild mit der Hue Bridge und drei E27-Lampen.

Ebenfalls wichtig für viele potenzielle Käufer ist die maximale Leuchtkraft der Lampen. Hier bieten die Stripes 1600 Lumen (unabhängig von der Länge).  Die Glühlampen erreichen je nach Fassung unterschiedliche Werte, die neuesten E27-Modelle etwa kommen auf rund 800 Lumen. Falls die Frage aufkommen sollte, warum längere LED-Bänder nicht automatisch heller werden können: Der eingespeiste Strom aus dem Netzteil ist immer gleich, egal ob das Band 2 Meter oder 10 Meter lang ist. Folglich kann auch das längere Band mit gleichem Strom nur gleich hell leuchten, wobei das Licht dann auf einen größeren Bereich aufgeteilt wird.

Zusätzlich benötigt man für den reibungslosen Betrieb zwingend eine Bridge, die nochmal rund 50 Euro kostet. Entsptechende Starter Kits mit Bridge und mehreren Lampen zum reduzierten Preis bieten sich daher zum Einstieg an. Wer aufpasst, kann außerdem regelmäßig von Rabattaktionen bei Amazon und Co. profitieren.

DIe Funktionen im Überblick

Auf technischer Ebene können die Hue-Produkte vor allem durch ihre Unkompliziertheit überzeugen. Die Einrichtung ist auch für Laien schnell erledigt und die Bedienung über das Smartphone oder die optional erhältlichen Zubehörteile idiotensicher. Sofern unterstützt, werden bei den Leuchtmodi folgende Möglichkeiten geboten:

  1. Ein/Aus
  2. Dimmfunktion
  3. Tunable White
  4. Color

Vor allem die letzten beiden Funktionen sind einen näheren Blick wert: Die Farbtemperatur (Tunable White) spielt eine bedeutende Rolle für das Empfinden des Körpers - so entfaltet ein gemütliches Warmweiß am abend beispielsweise ganz andere Wirkung als ein helles Kaltweiß am Tag. Bezüglich der Farbauswahl wird zwar nicht der gesamte RGB-Farbraum abgedeckt, für die Praxis sind die Möglichkeiten hier aber mehr als ausreichend. Das war früher noch anders: Die ersten Generationen der Hue-Lampen hatten beispielsweise große Probleme mit der Farbe grün, die viel zu ungesättigt dargestellt wurde. Diese Mängel wurden inzwischen ausgemerzt.

Ein/Aus und Dimmen der Helligkeit (Bild 1), Auswahl der Farbe (Bild 2) bzw. Steuerung der Farbtemperatur (Bild 3)

Ein wichtiger Punkt bei einem "smarten" Produkt für Endverbraucher ist die Bedienfreundlichkeit. Und hier merkt man, das Philips sein Produkt klar auf eine einfache Nutzung optimiert hat. Selbst Zubehör wie die Dimmer-Schalter oder Bewegungsmelder (Motion Sensor) sind kinderleicht einzubinden. Szenen können ebenso leicht hinzugefügt und manuell sowie zeitgesteuert aktiviert werden. Auch die Kompatibilität mit Apple Homekit und Amazon Alexa ist für Besitzer entsprechender Geräte ein Pluspunkt. Das alles hat in der Summe dafür gesorgt, dass das Produkt so sehr an Bekanntheit gewonnen hat und für viele Nutzer auch der erste Anlaufpunkt beim Thema intelligente Beleuchtung (Smart Lighting) ist.

 

Vor allem aber kann das System auch ohne Installateur erworben und in Betrieb genommen werden. Zwar ist Funk bekanntlich nicht die optimale Kommunikationsmethode bei vernetzen Gebäuden, im Falle von Philips Hue entfällt aber dafür ein möglicher Kabelsalat und die Komponenten können bei Bedarf auch leichter mitgenommen werden - etwa bei einem Umzug. Das einzige Gerät, das eine Internetverbindung benötigt, ist die Bridge, an der man rückseitig lediglich einen LAN-Stecker anschließen muss.

Integration ins "echte" Smart Home

Inzwischen ist Hue auch mit vielen weiteren Geräten vernetzbar. Unter anderem gibt es auch Lösungen für die Kombination mit einem bestehenden Automatisierungssystem, beispielsweise auf KNX-Basis. Hier gibt es zwar viele Möglichkeiten, jedoch mit teils großen Unterschieden bei der Funktionsvielfalt. Einen wichtigen Punkt möchten wir ebenfalls nicht außer Acht lassen: Mit Hue bindet man sich an den Hersteller und ist im Zweifelsfall direkt von dessen Entscheidungen abhängig. Eine dauerhafte Kompatibilität ist somit nicht garantiert - jedoch ist ein solcher Fall eher unwahrscheinlich.

Die Steuerung kann nach der Integration ins KNX-System auch von einer zentralen Visualisierung aus erfolgen - die Umsetzung ist allerdings schon kniffliger und erfordert die nötige Expertise.

Übrigens: Im Falle eines Supergau würden die Hue-Lampen auch autark ohne weiteres Zubehör leuchten, allerdings nur in neutralem weiß. Auf bunte Farben müsste man im schlimmsten Fall also verzichten, doch eine grundlegende Funktionalität wäre selbst dann gegeben. Aus unserer Sicht ist das ein guter Kompromiss aus Funktionsvielfalt und Ausfallsicherheit.