Ist der Gira Homeserver im Jahr 2020 noch zeitgemäß?

Der Hersteller Gira ist aus dem Bereich KNX Smart Home kaum noch wegzudenken. Das wohl bekannteste Produkt des deutschen Herstellers ist hierbei sicherlich der Homeserver, der inzwischen in der vierten Generation erhältlich ist. Doch immer wieder werden Zweifel laut, ob das Produkt in der heutigen Zeit überhaupt noch den Ansprüchen in modernen Smart Homes gewappnet ist. Stimmt das auch?

Mit seinem KNX Homeserver schreibt Gira eine Erfolgsgeschichte, die inzwischen mehrere Jahrzehnte anhält. Selbiges gilt für den technisch nahezu identischen Facility Server, der eher für den gewerblichen statt privaten Bereich vorgesehen ist. Offensichtlich macht Gira hier vieles richtig, ansonsten würde das Gerät nicht in dieser Häufigkeit empfohlen und eingesetzt werden. Doch zurecht kommt auch regelmäßig die Frage auf, ob ein solches System für neue KNX Smart Homes im Jahre 2020 überhaupt noch empfehlenswert ist. Immerhin steckt im Inneren häufig jahrzehntealte Technik, während Konkurrenzprodukte teilweise deutlich moderner und hübscher anmuten.

Der Gira Homeserver 4: Zu alt für heutige Smart Homes? (Bildquelle: Gira)
Der Gira Homeserver 4: Zu alt für heutige Smart Homes? (Bildquelle: Gira)

Zunächst einmal muss angemerkt werden, dass im Gira Homeserver tatsächlich viel Hardware (und Software) steckt, die zumindest im Kern schon Jahrzehnte alt ist. Doch das muss nicht zwingend von Nachteil sein, wenn hierdurch gewährleistet wird, dass nur ausgereifte und zuverlässige Technik zum Einsatz kommt. Auch unsere Praxiserfahrungen zeigen, dass ein richtig konfigurierter Homeserver äußerst zuverlässig seinen Dienst verrichtet. Das ist nicht immer selbstverständlich, was unsere Erfahrungen mit Konkurrenzprodukten bestätigen. Zudem wissen wir, dass auch das KNX-System selbst eine lange Tradition pflegt und sich wohl auch deshalb als weltweit führender Standard for Gebäudeautomation etabliert hat.

Wer sich ein Smart Home wünscht, der interessiert sich meist auch für eine Visualisierung, die sich beispielsweise mit einem Touchpanel aufrufen lässt. Auch hier bietet Gira entsprechende Apps für Windows, iOS und Android an. In puncto Design gibt es sicherlich ansprechendere Lösungen - der Homeserver wird hier also keinen Schönheitspreis gewinnen. Jedoch muss betont werden, dass das Design vielleicht im ersten Moment ins Auge fällt, doch auf lange Sicht überwiegen andere Aspekte - etwa welche Funktionen die Anwendung bietet und wie leicht sie vom Homescreen des Smartphones erreichbar sind. (Bildquelle: Gira)

Alles in allem gehört der Gira Homeserver funktionell zu den umfassendsten KNX-Servern auf dem Markt. 

Weiterhin stellt sich die Frage, wie es um die Zukunftsfähigkeit des Homeservers bestellt ist. Mit anderen Worten: Wie schnell und wie häufig veröffentlicht Gira Updates, um neue Funktionen nachzureichen - wie etwa eine Unterstützung für Sprachassistenten? Unserer Einschätzung nach bewegt sich Gira hier im Mittelfeld. Updates kommen zwar regelmäßig, jedoch gehört Gira nicht zu den schnellsten Anbietern neuer Funktionen.

Über IFTTT können zahlreiche Dienste mit einem KNX Smart Home System verknüpft werden (Bildquelle: IFTTT)
Über IFTTT können zahlreiche Dienste mit einem KNX Smart Home System verknüpft werden (Bildquelle: IFTTT)

Zuletzt hat Gira mit einem Update eine Unterstützung des Cloud-Logik-Dienstes IFTTT nachgereicht, in einigen Monaten sollen zudem Schnittstellen zu den beiden großen Sprachdienste Google Assistant und Amazon Alexa verfügbar sein. Einen Support für Sonos-Lautsprecher und einen Fernzugriff von unterwegs gibt es bereits, während eine direkte Unterstützung smarter Beleuchtungssysteme wie etwa Philips Hue noch fehlt. 

Zum Abschluss muss auch noch der Kostenfaktor angesprochen werden. Auch wenn der Gira mit dem Homeserver ein ausgereiftes Produkt anbietet und dieses auch für eine lange Zeit unterstützt, bleibt der Homeserver eines der teuersten KNX-Serverlösungen auf dem Markt, der für den vollen Funktionsumfang auch noch ein kostenpflichtiges Erweiterungsmodul benötigt. Bei einem knappen Budget kann das durchaus ein ausschlaggebender Aspekt sein. Andererseits muss aber auch berücksichtigt werden muss, dass die Kosten eines solchen Servers in Relation zur gesamten KNX- bzw. Elektroanlage meistens nicht mehr all zu sehr in Gewicht fallen. 

Fazit

Am Ende ist die Anschaffung eines Gira Homeservers in erster Linie eine Abwägungssache. Hierbei müssen insbesondere der Preis und die dafür erhaltenen Features gegenübergestellt werden. Dass er für ein modernes Smart Home aber untauglich und grundsätzlich veraltet ist, stimmt allerdings nicht.